Kirschenessende Kinder

Danhauser Josef

Kirschenessende Kinder

Zum Künstler:        Wien 1805-1845 ebenda

Gemarkt:                  nicht sichtbar

Maße:                        H 45 cm, B 36 cm

Material:                  Öl auf Holz gerahmt

Provenienz:             österreichischer Privatbesitz

Preis auf Anfrage

Danhauser Josef (1805 - 1845)

Angeregt durch seine eigenen Kinder, nach denen Danhauser viele Skizzen anfertigte, dürfte 1841 das Bild mit den "Kirschenessenden Kindern" entstanden sein. Die beiden abgebildeten Kinder sind wahrscheinlich Josef Danhausers Kinder und sein Hund. Stehend der ältere Sohn Josef und die jüngere Tochter Maria sitzend auf dem Stuhl. Danhauser war einer der bedeutendsten Maler, Grafiker, Bildhauer und Möbeldesigner zur Zeit des Biedermeier in Wien. Bekannt wurde er für die dramatische Ausgestaltung und Kolorierung seiner Werke.

Das Bild "Kirschenessende Kinder" galt lange Zeit als verschollen. Erst Vladimir Fiedler entdeckte es durch Zufall für den Kunstmarkt wieder. Im Jahre 2011 wurde in Wien eine Ausstellung in der Galerie Belvedere präsentiert, das das Gesamtwerk (Oeuvres) von Danhauser beinhaltete. Einzelheiten und Danhausers Studien zu dem Bild sind im Werkverzeichnis, das zu der Ausstellung von Dr. Sabine Grabner aufbereitet wurde, unter der Ziffer Wv-Nr. 306 zu finden. Der Entwurf zu dem Gemälde ist in den Sammlungen der Wiener Albertina unter der Inventarnummer Inv. 28.512 auffindbar. Die Lithografie des Bildes Kirschenessende Kinder von Lanzedelli ist im Historischen Museum der Stadt Wien unter der Inventarnummer Inv. 10.397, Mappe 1037 zu bewundern. Kompositionsskizze und die Detailstudie des zusehenden Kindes dienten Danhauser auch zweites Mal, als er das Thema mit den Kindern 1843 wiederholte. Kompositionsskizzen sind von beiden Kindern erhalten und befinden sich im Privatbesitz.

Biografie

Danhauser Josef, Maler, Zeichner und Möbelfabrikant. Geb. Laimgrube, Niederösterreich (Wien), 18. 8. 1805; gest. Wieden, Niederösterreich (Wien), 4. 5. 1845 (Ehrengrab: Wiener Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Möbelfabrikanten und Bildhauers Joseph Ulrich Danhauser (geb. Mariahilf, Niederösterreich/Wien, 14. 3. 1780; gest. Wieden, 9. 1. 1829) und von Johanna Danhauser, geb. Lambert (1782-1841); ab 1838 verheiratet mit Josefine (auch Josefa Klara) Streit (1813-1874). - D. studierte 1820-29 (mit Unterbrechungen) Historienmalerei an der Akademie der bildenden Künste (ABK) bei →Johann Bapt. von Lampi d. Ä., →Anton Petter und →Johann(es) Peter Krafft. Von März bis Juli 1826 hielt er sich bei →Johann Ladislaus Pyrker von Felső-Eőr in Venedig auf, wo er Tizians "Assunta" kopierte, Ende 1828 bis März 1829 besuchte er ihn in Eger, erhielt durch dessen Vermittlung Aufträge für Porträts sowie für Restaurierungsarbeiten von Gemälden in der erzbischöflichen Galerie und illustrierte fünf Episoden aus Pyrkers "Rudolphias". Nach dem Tod des Vaters führte er mit seinem Bruder Franz die hoch verschuldete Danhauser'sche Möbelfabrik bis 1838 fort. Seine Entwürfe für Möbel und komplette Zimmereinrichtungen waren äußerst innovativ, international gefragt und fanden auch in seinen Gemälden Aufnahme (Die Schachpartie, 1839). 1832/33 hielt er sich erneut in Eger auf und bekam Aufträge für die Altarbilder "Mariä Vorstellung vor dem Hohenpriester" (1832) und "Mariä Heimsuchung" (1834) in den Pfarrkirchen von Bánhorváti und Lovasberény sowie für "Johannes ante portam latinam" für den Hochaltar des Doms von Eger (1835). Für "Abraham verstößt Hagar mit ihrem Sohn Ismael" wurde er 1835 mit dem Großen Hof-Preis ausgezeichnet. 1838-42 wirkte er als Korrektor an der ABK, ab 1840 tit. ao. Professor. Mit der Darstellung der Mutterliebe leitete er 1839 eine Serie von Werken ein, die seine Frau und seine Kinder zum Inhalt haben (Das Kind und seine Welt in mehreren Varianten, 1842-45; Die kleinen Virtuosen, 1843; Das erste Konzert, 1843; Atelierszenen). 1839 schuf er im Auftrag Kaiser →Ferdinands I. ein historisches Porträt von Kaiser Matthias für den Kaisersaal im Römer (Frankfurt am Main). Einerseits lobten Zeitungen D.s Ideenreichtum und Witz, sein Scharfsinn wurde mit jenem von William Hogarth gleichgesetzt, andererseits tadelten um 1841 Kritiker das Einbinden von Porträts in seine Genreszenen. Darauf reagierte er mit der "Hundekomödie" (1841), einer Szene mit drei Hunden, die die Werke eines Malers in dessen Atelier zerreißen, und zog sich aus dem öffentlichen Kunstleben zurück. Im Sommer 1842 bereiste er Deutschland (München, Karlsruhe, Düsseldorf), Holland (IJmuden, Amsterdam, Den Haag) sowie Belgien (Antwerpen, Brüssel) und besuchte öffentliche und private Sammlungen, worüber er ein kommentiertes Skizzenbuch (Albertina) führte. Ausgebildet zum Historienmaler, löste sich D. unter dem Einfluss von Petter und Krafft bald vom Akademismus mittels genrehafter Elemente. Die Lithographieserie "Verlegenheiten" (1827, gemeinsam mit →Moritz von Schwind) und das Blatt "Die Neugierigen" beweisen D.s ausgeprägte Beobachtungsgabe und den Hang zur Satire. Humorvoll verbrämt üben "Scholarenzimmer eines Malers" (1828) und "Komische Szene in einem Atelier" (1829) Kritik an der akademischen Ausbildung und an der Weltabgewandtheit von Historienmalern. Äußerst geistreich erweitert D. in "Atelier eines Malers mit Jeanne d'Arc" (1830) oder in "Atelier mit den Mäusen" (1831) den realen Bildinhalt durch Gemälde Alter Meister. Auf der Basis einer Geschichte des Neuen Testaments schildert D. in "Der reiche Prasser" (1836) eine Episode aus dem Wien der Biedermeierzeit und spinnt im Gegenstück "Die Klostersuppe" (1838) die Schicksalswendung der dargestellten Personen in moralisierender Form fort. Mit Erzählungen aus der Weltliteratur hantieren auch die beiden Fassungen der "Testamentseröffnung" (1839, 1842) oder der "Pfennig der Witwe" (1839). In "Wein, Weib und Gesang" (1839) oder "Die Gratulation" (fälschlich auch "Die Adoption", 1842) hält D. dem Publikum menschliche Schwächen als Spiegel vor Augen. In den 1840er-Jahren wurden Bilderzählungen seltener. D. wandte sich dem Volksleben zu, schilderte die Beschaulichkeit des Alltags, ohne aber auf soziale Missstände der Zeit hinzuweisen. Anregung dazu fand er in der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, deren Farbigkeit er auch übernahm (Das A-B-C, 1843; Die Dorfpolitiker im Weinkeller, Die Weinkoster, beide 1844; Das Stiegenweibchen, Der Feierabend, beide 1845). Daneben malte er Porträts: Eine Serie von Zeichnungen aus den 1830er-Jahren (von →Franz Xav. Stöber in gemischter Manier vervielfältigt) zeigt bedeutende Zeitgenossen (→Friedrich von Amerling, →Ferdinand Georg Waldmüller, →Peter Fendi, →Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall, →Franz Grillparzer, →Ernst Freiherr von Feuchtersleben). Ölbilder der 1840er-Jahre charakterisieren die Porträtierten durch Beruf oder Liebhaberei (Der Klavierfabrikant Konrad Graf, 1840; Der Sammler Franz Goldhann, 1843; Liszt am Klavier, 1840). Daneben entstand eine Reihe von Radierungen (Josefine Danhauser häkelnd, 1843; Gottscheerknabe, 1844). D., der sich 1826-41 an den Ausstellungen der ABK und des alten Kunstvereins beteiligte, wurde 1843 o. Mitglied der ABK. Er malte etwa 250 Gemälde (auch Wiederholungen und Varianten), von denen sich etwa 100 in öffentlichen und privaten Sammlungen befinden. Der Verbleib der restlichen Werke ist unbekannt. Bilder von D. finden sich in Museen in Berlin, Brno, Budapest, Göttingen, Graz, Linz, Salzburg, Schweinfurt, Vaduz und Wien.

Quelle: Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815